Impuls vom 16.06.2022

Ein großer Raum für ein kleines Stück Brot

Ein großer Raum für ein kleines Stück Brot. Gott macht sich klein wie ein Stück Brot, und gerade daher bedarf es eines großen Herzens, um ihn erkennen, anbeten, aufnehmen zu können. Die Gegenwart Gottes ist so demütig, verborgen, zuweilen unsichtbar, dass sie ein vorbereitetes, waches und einladendes Herz benötigt, um erkannt zu werden.
Wenn unser Herz jedoch anstatt einem großen Raum eher einer Abstellkammer ähnelt, in der wir wehmütig alte Dinge aufbewahren; wenn es einem Dachboden ähnelt, in dem wir seit geraumer Zeit unseren Enthusiasmus und unsere Träume verstaut haben; wenn es einem engen Zimmer, einem dunklen Zimmer ähnelt, weil wir nur von uns selbst leben, von unseren Problemen und unserer Bitterkeit, dann wird es unmöglich sein, diese stille und demütige Gegenwart Gottes zu erkennen. Es bedarf eines großen Saals. Man muss das Herz weit machen. Es tut not, aus dem kleinen Zimmer unseres Ichs herauszukommen und in den großen Raum des Staunens und der Anbetung einzutreten. Und dies fehlt uns sehr! …
Wenn aber dies fehlt, wenn das Staunen und die Anbetung fehlen, gibt es keinen Weg, der zum Herrn führt. Und es wird auch keine Synode geben, nichts. Dies ist die Haltung angesichts der Eucharistie, dies benötigen wir: Anbetung. Auch die Kirche muss ein großer Raum sein. Nicht ein kleiner und geschlossener Kreis, sondern eine Gemeinschaft mit offenen Armen, die alle aufnimmt.
Fragen wir uns dies: Wenn sich jemand nähert, der verwundet ist, der sich verfehlt hat, der einen anderen Lebensweg hat, ist dann die Kirche, diese Kirche, ein großer Raum, um ihn aufzunehmen und ihn zur Freude der Begegnung mit Christus zu führen? Die Eucharistie will denjenigen nähren, der entlang des Weges müde und hungrig geworden ist, vergessen wir das nicht! Die Kirche der Vollkommenen und Reinen ist eine Kammer, in der es für niemanden einen Platz gibt; die Kirche der offenen Tür, die sich feiernd um Christus versammelt, ist hingegen ein großer Raum, in den alle – alle, Gerechte und Sünder – eintreten können.

(Papst Franziskus)