Impuls vom 11.11.2022

Volkstrauertag

Nie wieder Krieg! Unter dem Eindruck der schrecklichen Erfahrungen zweier Weltkriege war dies über Generationen hinweg das fundamentale Ziel europäischer Einigungsbemühungen. Spätestens seit Anfang 2022 haben wir erlebt, wie diese Hoffnung auf eine europäische Friedensordnung zerbrochen ist. Der Krieg in der Ukraine ist der Überlebenskampf eines souveränen Staates gegen einen rücksichtslosen Aggressor; zugleich ist es ein Kampf der Ukrainer für Freiheit und Demokratie.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Ukraine überfallen wurde. Im Zweiten Weltkrieg war das Land einer der Hauptkriegsschauplätze. Zu den umkämpften Städten gehörte schon damals Charkiw/Charkow. Anfang 1943 fand hier eine der schrecklichen Panzerschlachten des Zweiten Weltkriegs statt. Damals richtete sich der Widerstand der Ukrainer vor allem gegen das nationalsozialistische Deutschland. In vielen ukrainischen Familien sind bis heute schmerzhafte Erinnerungen an diese Ereignisse lebendig. Die Überlebenden von damals erleben heute, wie das vergangene Grauen wiederkehrt. Die Hoffnung auf eine humane Gesellschaft wird durch den Krieg zutiefst erschüttert. Vermeintlich unumstößliche Sicherheiten zerbrechen. Millionen Menschen müssen fliehen. Es sind vor allem Frauen und Kinder, die ihre Heimat verlassen, während die Väter und Söhne zu den Waffen greifen und in den Krieg ziehen, um ihre Heimat zu verteidigen. Ihr verzweifelter Mut verdient Respekt; ihr Schicksal bedarf unserer Solidarität. Aber auch auf russischer Seite werden junge Männer in einen Krieg geschickt, den sie nicht haben kommen sehen. Auf beiden Seiten sterben Menschen und fallen dem Wahn eines despotischen russischen Herrschers und seiner Vasallen zum Opfer. Hinter jedem Einzelschicksal steht ein Name; jedes Leben steht für einen Menschen mit einer unverlierbaren und unantastbaren Würde.

Wir danken dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge für das große Engagement in der Erinnerung an die Schicksale der Opfer zweier Weltkriege. Damals wie heute dürfen wir die Menschen, die unter Krieg und Gewalt leiden, nicht vergessen. Die Erinnerung an die Opfer ist uns Gedenken und Mahnung zugleich. In unseren Gebeten bitten wir Christus, unseren Erlöser und Erretter, dass er über unsere Welt seinen Frieden und wahre Versöhnung bringen möge: „Herr, schenke den Menschen in Deiner Welt Hoffnung und Zuversicht!“


Gemeinsames Grußwort zum Volkstrauertag
von BISCHOF DR. GEORG BÄTZING (Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz) und PRÄSES DR. H. C. ANNETTE KURSCHUS (Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland)